Montag, 30. Dezember 2019


Weihnachtsmänner


Auch im Rheingau stürmen die Weihnachtsmänner zur Bescherung und breiten ihre Gaben unter dem Weihnachtsbaum aus. Wer schon seine Arbeit getan hat, vergnügt sich mit dem Schneemann.

Der Weihnachtsmann wurde vorrangig in Norddeutschland als Symbolfigur des Schenkens gesehen, aber auch in anderen evangelisch geprägten Gebieten wie den Niederlanden oder Skandinavien, statt des Nikolaus – zurückgehend auf den Bischof Nikolaus von Myra im 4. Jahrhundert. Wichtige Elemente des Erscheinungsbildes sind: alter Mann, freundlich, rundlich, Rauschebart, roter Mantel, Geschenkesack. Die Farbe des Mantels wurde erst durch Coca Colas Werbekampagne 1931 endgültig rot, früher war er wohl vorwiegend grün.

Der 6. Dezember war als Nikolaus Geburtstag der Tag des Schenkens; auch aus Ablehnung von Heiligenverehrung wurde im Laufe der Reformation der Tag der Bescherung der 24. Dezember. Erstmals wird der „Weyhnachtsmann“ in der Berliner Wochenzeitschrift „Mannigfaltigkeiten“ im Jahr 1770 erwähnt. Das Lied Hoffmann von Fallersleben „Morgen kommt der Weihnachtsmann“ von 1835 verstärkt den Trend.

Freitag, 6. Dezember 2019


1666 - Pest










Hungersnöte, Kriege und Seuchen suchten die Menschen früher regelmäßig heim. Im fruchtbaren Rheingau waren Hungersnöte kaum auszustehen, das Gebück hatte bis 1631den Krieg abgehalten, aber gegen Seuchen konnte man sich noch nicht wappnen. Immer wieder erreichten verheerende Pestepidemien auch dieses Kleinod. Besondere schlimme wütete der Schwarze Tod im Jahre 1666, als man sich von den Verlusten des 30jährigen Krieges gerade erholte. Nur noch 134 Herdstellen mit 572 Einwohnern zählte man 1671 nach diesem „Sensenschnitt“. Die Gemeinde legte ein Gelübte ab, den Heiligen Sebastian als Schutzpatron anzunehmen, und sofort soll die Pest eingeschlafen sein.
Damals lag der Friedhof noch um die Kirche herum auf dem heutigen Kirchplatz. Bei einer späteren Neubelegung überführte man die Knochen in das Beinhaus, die Michaelis-Kapelle. Sie wurde wegen Baufälligkeit im 18. Jahrhundert niedergelegt und durch die heutige Schmidtburg-Kapelle ersetz. Erst nach 1800 weihte man einen neuen Friedhof außerhalb der Stadtmauer auf dem Gelände des heutigen Kilian-Centers, der aber schon 1872 erneut, an den heutigen Standort, verlegt wurde. Grabsteine vom ehemaligen Friedhof um die Kirche findet man heute in der Mauer der Burg Crass und auch in den Weinbergen vermauert.




Mit Blick auf das Pfarrhaus und den Bechermünz'schen Hof schauen wir auf dem nördlichen Teil des Friedhofes mit seinem in Büchern erwähnten schönen Baumbestand. Zisterzienser Mönche vollziehen die Beisetzung und sprechen letzte Gebete. Einige Nonnen des Kloster Thiefenthal, deren Krankenpflege erfolglos geblieben war, trauern mit. Der Pestarzt trägt eine Maske, in der Hoffnung, die ätherischen Öl in der langen Nase würden den „Pesthauch“ abhalten; er berührte die Kranken nur mit dem langen Stab in seiner Hand. Einige Trauende halten doch etwas Abstand.








1470 -Ablasshandel
Aus der Furcht der Menschen vor dem Jenseits und der ewigen Verdammnis, weil man in seinem irdischen Leben nicht Gott gefällig gelebt habe, entwickelte sich der Ansatz, dass man mit irdischen Wohltaten für die Kirche sich eine bessere Beurteilung vor dem jüngsten Gericht verschaffe. Als perfide Weiterentwicklung dieses gottgefälligen Handelns kam es dann zum Ablasshandel. Man kaufte sich Ablassbriefe, durch die man seiner begangenen oder zukünftigen Sünden freigesprochen wurde. Die Geldsumme bestimmte quasi den Abstand zum Fegefeuer. Die Päpste vergaben Handelslizenzen an die Ablasshändler.  Der Dichter Hans Sachs legte einem der bekanntesten dieser Zunft , Johann  Tetzel (1465-1519), die Worte in den Mund: „Wenn der Gulden in dem Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt.“
Die eingenommen Gelder verwendet die Kirche in den Anfangsphasen für die Kreuzzüge und später für die prachtvollen Bauten, auch für den Peters Dom. Durch die von Gutenberg erfundene Buchdruckkunst konnte man die Freibriefe in noch größerer Zahl herstellen.
Martin Luther setzte dagegen, dass „Gott keinem Menschen Gerechtigkeit schulde, sondern sie aus Gnade gewähre“. „Pay Back-Punkte“ sammeln für das Jüngste Gericht war für ihn nicht vorstellbar, Petrus würde an der Himmelspforte das ganze Leben bilanzieren und keine Gegenleistungen verrechnen. Diese fundamental andere Einstellung führte schließlich 1517 zu den 95 Thesen, die sich vorrangig gegen den Ablasshandel richteten und niemals das Ziel einer Kirchenspaltung hatten.
Wir sehen hier Benediktiner Mönche auf dem Entenplatz für den Kauf werben. Vermutlich handeln sie für Adolf von Nassau, der auch ein eifriger Ablasshändler war. Der Mühl- oder Kandelbach fließt (bis vor 150 Jahren noch offen) durch die Leergasse (rührt von den Lohgerbern) zum Rhein. Im Hintergrund arbeiten die Küfer, die in diesem Viertel beheimatet waren. Erst war in dem Gebäude ein Schmied, dann ein Küfer und schließlich wurde es in das „Gasthaus zum Breitenstein“. Das heutige Gebäude wurde erst 1576 in Anlehnung an den alten Grundriss neu errichtet.

1520 - Richard von Greiffenklau zu Vollrads(* 1467 in Schloss Vollrads bei Oestrich-Winkel; † 13. März 1531 in Schloss Ottenstein bei Wittlich)


Das alte Adelsgeschlecht der  Greiffenklaus aus Vollrads ist im Rheingau wohl bekannt. In den Adelsfamilien machten in jener Zeit in jeder Generation auch  Söhne in der Kirche Karriere. So auch Richard als vierter Sohn des Vizedoms des Rheingaus Johann von Greiffenklau zu Vollrads und  Klara von Ratsamhausen.  
Schon mit 20 Jahren wurde er nach einer fünfjähriger Ausbildung Domkapitular in Trier, begann im Folgejahr Studien in Paris und erhielt schon 1503 das Amt des Kantors im Trierer Dom und wurde Kanoniker in Mainz. Dass er schon am 15. Mai 1511 von Papst Julius II zum Erzbischof von Trier ernannt wurde, zeugt von seinen Fähigkeiten. Seine Amtseinführung erfolgte erst ein Jahr später. In Trier war wie in Köln und Mainz mit dem Bischofsamt die Kurwürde verbunden.

Einige über ihn vermerkte Taten: 1512 ließ er den Südwestturm des Domes aufstocken, weil der Turm der Pfarrkirche St. Gangolf die Domtürme überragte; er führte Reformen im Gerichtswesen durch; er verfügte, vertriebene Juden wieder ins Land zu lassen.

Als Kürfürst war er einer der sieben Wahlmänner der Kaiserwahl. Bei der 1519 in Frankfurt anstehenden Wahl entschied er sich für Franz I. von Frankreich, nachdem er wie damals üblich Subsidien erhalten hatte, das empfand man nicht als ungesetzlich. Es wurde aber Karl V gewählt. Als dieser 1521 auf dem Reichstag zu Worms Luther zum Widerruf seiner Thesen drängte, soll auch Richard ihn erfolglos dazu bedrängt haben, nicht ohne ihm Schutz und Unterkunft zu bieten.

Die Reformation blieb in seinem Herrschaftsgebiet ohne Bedeutung. Alleine der Ritter Franz von Sickingen, der ein Unterstützer der Reformation war, versuchte Trier zu erobern. Im Gegenfeldzug verlor dieser dann 1523 sein Leben. Der Ausbau der Festung Ehrenbreitstein geht auf Richard zurück. Dort ließ er auch eine besonders große, 9 Tonnen schwere  Kanone installieren, die „Greif“, sie war die schwerste Kanone ihrer Zeit.




1500 - Das gemeine Badehaus




Wie schon in römischer Zeit gab es auch im späten Mittelalter und in der Renaissance öffentliche Bäder. Sie waren nicht nur der Hygiene, Behandlung von Krankheiten und Körperpflege wegen wichtig, sondern sie dienten ebenso der Unterhaltung. Man traf sich dort und tauschte sich aus. Im öffentlichen  Bereich waren Bäder nach Geschlechtern getrennt. Sie wurden vielfach von Künstlern dargestellt.

1480 wird erstmals eine Badstube in Eltville im Zinsregister der Liebfrauenbruderschaft erwähnt, auch der Erzbischof soll bei seinen Besuchen die Badstub‘ aufgesucht haben, bis er 1555 sein eigenes Bad errichtete. Die letzte „gemeine Badstube“  in der Grabengasse 1 wurde nachweislich 1636 an einen Philipp Schmidt, Barbier aus Kiedrich, verkauft. Dessen Nachkommen hatten noch lange das Haus in Besitz. Ein Bader beschäftigte mehrere Badeknechte und Bademägde.

Die wunderschöne Serie schuf Franz Karl Mohr.



Sonntag, 1. Dezember 2019


1790 – Mönchsleben zügellos


Die Regeln der Zisterzienser waren äußerst streng und dabei auch sehr eindeutig. Ein Leben in Völlerei war strikt untersagt. Das war über Jahrhunderte das Geheimnis des Zuspruchs zu diesem Orden. Wein diente dem Erwerb und höchstens der Gesundung im Hospital. Der Genuss von Fleisch strengstens untersagt. Aber nach der Renaissance verweichlichte vieles. Um Fleisch zu essen zog man es durch das Wasser, dann musste es ja „ein Fisch“ sein. Und auch der Wein diente nicht nur dem Handel. Ob man s soweit kommen ließ, wie der Graveur  dieser Zinnfiguren aus  Königswusterhausener meint, kann man nur spekulieren.


1861 - Vor dem Wiesbadener Schloss
   


Vor dem Wiesbadener Stadtschloss paradiert gerade die Wachkompanie unter der Anteilnahme der Bevölkerung. Die Kompanie trägt noch die typischen grünen Uniformen in der einreihigen Ausführung. Erst 1862 wurden die neuen  Uniformen in der zweireihigen Ausführung eingeführt. Typisch ist der Tschako mit dem Federbusch, vorher trug man noch die preußische Pickelhaube in der hohen Ausführung. In der Friedensausrüstung wurde das  Tragegeschirr in Beige getragen, in der Feldausrüstung schwärzte man es. In Darstellungen zeigt man später für die Infanterie zwei Patronentaschen und für die Jäger eine größere. Die Fahne zeigt die typischen orangen Elemente, des Nassauer Herrscherhauses. Der Chef meldet zu Pferde die Kompanie seinem Herzog Adolf, hinter diesem reitet sein  Adjutant (zu erkennen an der entsprechenden Fangschnur) Generalmajor Hieronymus von Ziemiecki von Ziemiecin.












Rechts hinten verlässt  gerade die Postkutsche den Schlossplatz in Richtung Taunus und die Bekannten winken zum Abschied. In der Zuschauergruppe rechts sieht man einen Offizier der Jäger, zu erkennen an den silbernen Litzen der Uniformjacke.

Neben den Zuschauern zeigen sich auch andere Erscheinungen größerer Versammlungen wie Bettler, Taschendiebe und Verkäuferinnen von Blumensträußen etc. Links am Brunne n sehen wir auch den ewigen Hochzeiter von Spitzweg um seine Liebste buhlen. Wäscherinnen durften noch am Brunnen auf dem Marktplatz das Wasser nutzen, dann wurde es verboten.  Der Brunnen entspricht leider nicht dem Original, einen solchen habe ich noch nicht gefunden.


Die Soldaten-Figuren stammen von Rudolf Grünewald und sind leicht ergänzte Hannoveraner. Die Biedermeierfiguren stammen aus allen möglichen Offizien. Der Hintergrund ist eine nachgemalte alte Postkarte mit Ergänzungen.