1400 – rund ums Tuch in Lorch
Die wirtschaftliche Blüte von Lorch im Spätmittelalter basierte auf den Webern und Tuchfärbern. 300 Familien waren über die Grenzen des Rheingaus hinaus aktiv. Ein eigenes Zunfthaus stand in der Nähe der heutigen Lindenbrücke. Der Erzbischof förderte die Gewerbe, brachte es ihm doch Geld ein.Die Nähe zur Wisper wird gerade den Färbern (rechts unten) nützlich gewesen sein, denn sie verbrauchten für Waschen, Beizen, Färben und Spülen viel Wasser. Sie nutzen ausschließlich Naturfarbstoffe Früchte, Samen, Blüten, Wurzeln, Blätter, Hölzer, Rinden, Kräuter. Die zitronengelb blühende Färberwaidpflanze für den blauen Farbton sieht man heute noch im Tal. Im Hintergrund trocknen die gefärbten Tücher.
Vor den Färbern ist der Tuchrauher tätig, der mit einer Karde das Tuch durch das Walken verdichtete Wolltuch wieder auflockert. Da der Verschleiß an Karden groß ist, liegt ein Vorrat neben ihm.
Links unten sitzt vorne der Kardenmacher. In dem Korb neben ihm liegen die getrockneten Kardendisteln. Sie werden zunächst nebeneinander zu flachen Büscheln geordnet, mit Schnur verzurrt und auf ein Griffgestell mit einem Querholz gebunden.Da hinter sind die Ballenbinder tätig. Sie verpacken die Tuchwaren in Ballen oder Fässer für den Transport zu den Märkten in Köln, Frankfurt und rheinabwärts bis in die Niederlande. Sie waren zumeist öffentlich eingesetzt und dem Rat verpflichtet, über das verpackte Gut Rechnung zu legen.
Links oben steht der Tuchscherer bei der Arbeit. Er glättet die vom Tuchrauher aufgerauhte Oberfläche und schneidet herausragende oder überstehende Fäden ab.Rechts oben ist die Kundschaft, wählt und prüft die Qualität. Da man auf den Packeseln wertvolle Ware mitnimmt, hat man lieber einen Wachmann dabei.
Im Rahmen der Glaubensauseinandersetzungen im 16. Jahrhundert bot man seine Dienste dem lutherischen Landgrafen Philipp von Hessen an, wird der Steuern wegen herzlich willkommen und zog nach Katzenellenbogen weiter.
Die verschiedenen Gewerke werden so vermutlich nicht in einem Haus gearbeitet haben, sondern eher getrennt und die Färber auch im Freien. Aber ich wollte schönen Handwerkerfiguren von Martin Andräe in einem Bild zeigen.
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