Samstag, 24. Dezember 2022

 

1849 – Gefecht bei Wiesenthal am 20. Juni 1849


Nach Ablehnung der Verfassung der Frankfurter Paulskirche kam es in Baden zu einer Revolution, wobei fast die ganze badische Armee den Revolutionären beitrat. Da die Offiziere zum Großherzog hielten, fehlte es der 45.000 Mann starken Armee aber nun an erfahrenen Führern, die aufsteigenden Unteroffiziere konnten die Lücke nicht füllen. Befehlshaber der Revolutionsarmee war zunächst der spätere US-General Franz Sigel, nach dessen Verwundung im Juni 1849 General Ludwik Mierosławski.

Unter den vom Deutsche Bund beauftragten Verbänden von 70.000 Mann aus Preußen, Bayern, Hessen und Nassau den Aufstand niederzuschlagen, marschierten im Mai 1849 zwei preußische Armeekorps unter dem Oberkommando des Prinzen von Preußen nach Baden ein. Anfang Juni erlitten die Preußen bei ersten Gefechten in Hessen erhebliche Verluste. 

Das I. Korps unter Führung Moritz von Hirschfeld besetzte sehr systematisch den Norden und Westen der Pfalz und setzte am 20. Juni bei Germersheim über den Rhein. Der Feind zog sich zunächst über Philippsburg in Richtung Wiesental zurück. Bei dem I. Korps befand sich im Stab des Generals v. Hanneken der Prinz Friedrich Karl. Auf Bitten des Generals trug er den nicht so auffälligen Interimsrock als Major des Leib-Garde-Husaren-Regiments. Auf den gerade erworbenen pour-le-mérite verzichtete er nicht. Auch die Schabracke soll eine dezentere gewesen sein. Der General beauftragte den Prinzen, mit der erstbesten Schwadron den vermeintlich ausweichenden Feind gegen Wiesenthal zu verfolgen. Dieser ritt an der Spitze der 1. Eskadron des Husaren-Regimentes 9 auf der Chaussee auf den Ort zu, rechts und links ließen Kornfelder die Entfaltung nicht zu. Die Aufständischen waren eine bunte Mischung von Freischärlern, Soldaten in den alten badischen Uniformen und grauen Mänteln und solche, die schon mit den neuen, nach preußischem Vorbild erstellten Uniformen ausgerüstet waren, auch ein paar grüne Jäger der Karlsruher Bürgerwehr sehen wir. Der Prinz focht in vorderster Linie im Getümmel, wurde auch am Säbelgefäß getroffen, aber nicht verwundet. Sein brauner Hengst litt mehr. Am Ende ließen 6 Preußen und 20 Badener ihr junges Leben.     


Die wunderschönen Figuren sind bei Otto Muxfeldt (muxfeldt-zinnfiguren.tilde.ws) zu erwerben. 

Freitag, 16. Dezember 2022

 

1500 – Gaukler vor den Tore




Mit Gaukler wurden alle Leute bezeichnet, die irgendwie das Publikum unterhielten. Während es wohl früher eher Zauberer oder dergleichen meinte, die einem etwas vorgaukeln, also einen täuschen können, erweiterte sich das Verständnis auf alle wandernden Schausteller wie Artisten, Akrobaten, Jongleure, Seiltänzer. Aber auf den Märkten fand man auch Bärenführer, Feuerschlucker, Schwertkämpfer, Kartenleger oder Handleser, Harlekine, Musikanten, Geschichtenerzähler.


Im Allgemeinen wurde dieses Fahrende Volk als unehrlich angesehen, weil es ja den „ehrlichen“ Bürgern das Geld aus der Tasche ziehen wolle. Da sie herumzogen, waren sie auch rechtlos, sie standen außerhalb der Ständeordnung.

Die wesentlichen Elemente dieser Szene stammen von Hans Jörg Stoll und wurden dann mit anderen Figuren aus dem Zinnsarg angereichert, damit Leben vor der nordwestlichen Eldefelder Stadtmauer stattfindet.

Freitag, 28. Oktober 2022

 

1868 – Baden verboten

Der Rhein lädt in seiner Idylle zum Baden ein, aber er hat durch seine Fleißgeschwindigkeit und Stromschnelle sehr tückische Bereiche, so dass die Unfallgefahr sehr hoch ist. Zusätzlich unterlag das Baden früher auch strengen Bestimmungen. Vermutlich aus moralischen Aspekten durften  Badeanstalten nicht in der Nähe von Ortschaften liegen und Nackt-Baden war noch unzulässiger. Aber natürlich wollte sich mancher in diese Idylle nicht davon abschrecken lassen.

Wir sehen hier, dass aber die Staatsmacht auch auf der Hut ist. Wo haben die Damen wohl ihre Geldbörse, um den Nassauer Schutzmann ein Strafgeld zu bezahlen. Der Schutzmann mit dem Notizbuch trägt schon den neuen preußischen Helm, die 1866 eingeführte „Pickelhaube“. Der Kollege neben ihm noch die um 1843 eingeführte ältere Ausführung mit der höheren Helmglocke. 

 

Mittwoch, 26. Oktober 2022

1500 – Landsknecht mi Hellebarde und Schild

Die farbenfrohen Kleidungen der Landsknechte drückten deren Stolz als Bewaffnete Kräfte aus. Die Form des Kampfes zwang noch zum Einheitsgrün. Hoffen wir, dass in der Hitze des Kampfes, meist Nahkampfes, jeder wirklich Freund und Feind auseinanderhalten konnte. Wimpel oder Bänder der Unterscheidung waren oftmals nicht so groß. Aber für uns Zinnfigurenfreunde sind sie ob dieser Farbenpracht natürlich eine besondere Freude.

Diese wunderschöne Figur wurde von der Vereinigung der freien Zinnfigurensammler anlässlich ihrer Jahrestagung 1997 herausgegeben und war früher bei Fechner zu erwerben.

Montag, 24. Oktober 2022

 

1650 – d‘ Artagnan (* zwischen 1611 und 1615; † 25. Juni 1673


Charles de Batz de Castelmore, genannt Comte d’Artagnan machte unter Ludwig XIV. eine brillante Karriere bei den französischen Musketieren der Garde. Er fiel im Französisch-Niederländischen Krieg bei der Belagerung von Maastricht. Sein ereignisreiches Leben inspirierte unter anderem Alexandre Dumas den Älteren zu dem berühmten Roman Die drei Musketiere (1844) und dessen beiden Fortsetzungen, Zwanzig Jahre danach und Der Vicomte von Bragelonne oder Zehn Jahre später. Seine beiden Freunde Athos und Porthos gehörten ebenfalls zu den Musketieren der Garde. Dumas ging in den Romanen sehr frei mit der historischen Wahrheit um.

 

 

1270 - Otto IV. von Brandenburg (* 1238; † 27. November 1308)



Otto IV. von Brandenburg, genannt „Otto mit dem Pfeil“, war Markgraf von Brandenburg (gemeinsam mit seinen Bruder Johann II. von Brandenburg) aus dem Haus der Askanier. Otto IV. war der Sohn Johann I. von Brandenburg und dessen Gemahlin Sophia von Dänemark. Er war als Mitregent gemeinsam mit seinem Bruder Johann II. von Brandenburg Markgraf von Brandenburg. Als sein Bruder im Jahr 1281 starb, regierte Otto allein die Mark. Als Ottos Bruder Erich von Brandenburg im Jahr 1277 zum Erzbischof von Magdeburg gewählt wurde, kam es zu langwierigen Kampfhandlungen, die bis 1283 andauerten. Otto IV. unterstützte seinen Bruder und wurde von den Magdeburgern in der Schlacht bei Frohse gefangen genommen und in einen Käfig gesperrt. Otto wurde im Jahr 1280 bei Staßfurt durch einen Pfeil in den Kopf getroffen. Dieser konnte erst nach einem Jahr entfernt werden. Dadurch kam er zu seinem Zusatznamen „Otto mit dem Pfeil“. In seiner Regierungszeit erwarb Otto IV. um 1292 die Pfalz Sachsen, die Mark Landsberg und 1303 die Mark Lausitz. Otto trieb den deutschen Landesausbau voran und stiftete das einflussreiche Kloster Lehnin in Lehnin in der Zauche.

Wir sehen ihm hier beim königlichen Schachspiel mit seiner Gemahlin Judith, eine Tochter des polnischen Herzogs Bolesław III. „Schiefmund“. Die Verabredung zur Heirat erfolgte möglicherweise am 6. Januar 1148, als Otto mit den Brüdern Bolesław IV. und Mieszko III. in Magdeburg zusammentraf. Sie bedeutete eine strategische Unterstützung der polnischen Piasten.

 

1500 - Leonardo da Vinci (* 15. April 1452, † 2. Mai 1519)

Leonardo da Vinci ist einer der bekanntesten Universalgelehrten überhaupt. Er war ein italienischer Maler, Bildhauer, Architekt, Anatom, Mechaniker, Ingenieur und Naturphilosoph. Er schuf nicht nur wunderbare Gemälde wie die Mona Lisa, das Abendmahl oder die Verkündigung. Er analysierte und stellte dann sehr detailliert die Anatomie des menschlichen Körpers in über 200 Zeichnungen dar, womit er die wirklichkeitsnahe Darstellung des Menschen begründete. Ähnliches tat er auch bezüglich der Pferde. Er war ein begnadeter Ingenieur und gilt als der Entwickler des Kugellagers, der Tauchglocke und unzähliger Flugapparate, wie dem hier zusehenden Hubschrauber. Leonardo da Vinci befasste sich in der Zeit der Renaissance ausführlich mit der "camera obscura“. Auch manche Militärmaschine der Zeit wurde von ihm erfunden. Er war einer der ersten, der das heliozentrische Weltbild wissenschaftlich begründete. 

Montag, 10. Oktober 2022

 

1630 – Stehen die Sterne günstig?



Die Sterndeutung hat wohl schon immer für die Menschen eine große Rolle gespielt. In allen alten Kulturkreisen lässt sie sich nachweisen. Sie wurde zwar durch das Christentum teilweise verdrängt, aber niemals erlosch sie gänzlich. Erst im 17. Jahrhundert trennten sich Astronomie und Astrologie als Wissenschaften, wobei letztere von vielen nicht als Wissenschaft angesehen wird. Mancher sieht hier eher die Nähe zu Okkultismus oder Esoterik. Aber immer wieder haben Menschen Entscheidungen oder Ereignisse im Zusammenhang mit dem Stand der Sterne gesehen. Es wurde manchem Feldherren oder Staatsmann nachgesagt, dass er seine Entscheidungen davon abhängig gemacht habe.

So werden die Offiziere im 30jährigen Krieg sicherlich auch geprüft haben, ob ihnen die Sterne für eine militärische Entscheidung günstig standen. Wir sehen sie hier auf der Terrasse eines Herrenhauses im Rheingau die sternklare Nacht zur Entscheidungsfindung nutzend. Im Hintergrund steht noch ein Gelehrter und erläutert die Sternbilder, ein Versehrter fiedelt ein wenig dazu. Man gleicht noch einmal die Notizen ab. Und ein Glas Wein aus dem Fass erleichtert sicher die Entscheidung.

Die Gruppe stammt im Kern aus Serie „Wallernsteins Lager“ der früheren, sehr umfassenden Typensammlung von Droste. Und einiges passt dann noch aus dem Zinnsarg dazu.  




Mittwoch, 5. Oktober 2022

 

1900/2022 - Was ist aus unserem Übungsplatz geworden?

Da wundern sich die beiden Infanterie-Offiziere (roter Kragenbesatzstreifen) der kaiserlichen Armee  über die Leute, die mit merkwürdigem Gerät auf kahlen Rasenflächen mit kleinen weißen Kugeln hantieren. Sie kennen beide noch das kaiserliche Übungsgelände, auf dem die Artilleristen des Feldartillerie-Regiments 27 und Füsiliere Füsilier-Regiments 80 aus der Oranien-Kaserne bzw. von Gersdorff-Kaserne (heute Europa-Viertel) übten. Nach dem Krieg übernahm die US-Army zunächst den 1893 gegründet 9-Loch-Golfplatz am Chausseehaus (im ältesten Club Deutschlands nutzte man den ehemaligen Dotzheimer Exerzierplatz). Das war aber für die vielen golfspielenden Armee-Angehörigen zu eng. 1954 begannen Planungen den früheren Standortübungsplatz Rheinblick umzunutzen, denn er war nur noch ein Fahrschulgelände und die vorrangig stationierten Air Force-Einheiten nutzen ihn ansonsten nicht. 1955 beschloss der Lt. Gen. Mayers den Bau eines Platzes und schon 9 Monate später flogen am 02. Juli 1956 die Bälle über die ersten 9-Loch., ein Jahr später sind 18 Loch spielbar. Man konnte das Clubhaus noch von Loch 6 aus sehen, so werden 3500 Bäume gepflanzt. Seit 1978 spielen auch Deutsche unter Mitnutzungsrecht des US-Militär-Management im Golf Club Rhein-Main.

Die Golf-Spieler stammen von Scheibert und die Offiziere sind alte Heinrichsen-Figuren. Die Szene ist dem Loch 12 nachempfunden, denn nur dort ist der Abschlag so direkt dahinter, aber etwas erhöht. Allerdings stehen links zwei Kirschbäume.




Mittwoch, 14. September 2022

 

1261 – Mord an einem Abt

Im Kloster lebten allgemein zwei große Gruppen: die Konversen oder Laienbrüder und die Mönche. Die Konversen mussten die eigentliche Arbeit im Kloster verrichten, also die Weinberge bestellen, die Landwirtschaft pflegen und auch alle Hausdienste inkl. der Küche erledigen. Die theologisch ausgebildeten Mönche nahmen sich der geistigen Arbeit wie auch dem Bücherschreiben an. 

Im Kloster Eberbach lebten schon nach kurzer Zeit über 200 Konversen und 100 Mönche. Die Laienbrüder waren nicht etwa nur ungebildete Arbeiter oder Bauern, sondern sie besaßen teilweise sehr spezielle Fertigkeiten, ohne die das Kloster nie so erfolgreich gewesen wäre. Zwischen den Gruppierungen gab es aus mangelnder Wertschätzung derer Leistung immer wieder Spannungen, die sich auch in Handgreiflichkeiten entluden, so wie es im Film im „Der Name der Rose“ auch gezeigt wird. Im Kloster Eberbach kam es 1261 sogar zu einem Mord am Abt Werner.

Nähere Umstände der Tat sind nicht bekannt. Ich habe dieses Ereignis in die Klostergasse gelegt, wo abends eine Gruppe von Mönchen und Laienbrüdern um den Abt Werner herum wandelt, als es zu der Tat eines Konversen kommt.  

 

Samstag, 10. September 2022

 

1848 – Revolution in Wiesbaden

Missernten, Teuerungen und folgende Ernährungsschwierigkeiten führten in allen Teilen Europas im vierten Jahrzehnt zu ökonomischen Schwierigkeiten und infolgedessen zu gesellschaftlichen Krisen. Das wirtschaftlich aufstrebende Bürgertum wollte mehr Mitsprache und auch die Arbeiterklasse widersprach der Ständeordnung. Die von Frankreich überschwappenden Unruhen erfassten von Südwesten her schrittweise ganz Deutschland. 

Nassau befand sich hier erstaunlicherweise an der Spitze. Hier kam der Impuls vom Land, von den Bauern, und hier vor allem aus dem Rheingau und Rheinhessen, nach Wiesbaden. Vielleicht spielte eine Rolle, dass sich schon lange ein Kreis Intellektueller beim Freiherren von Itzstein traf (siehe entsprechendes Diorama Sep. 2017). Bis zum 04. März sollen sich über 30.000 Menschen in Wiesbaden versammelt haben, einige riefen die Republik aus und wollten das Zeughaus stürmen. Glücklicherweise war das Militär (in Wiesbaden lag die Artillerie und das 2. Infanterieregiment) wegen der Urlaubszeit nur schwach besetzt und griff nicht ein. Der Herzog weilte in Berlin und eilte sofort zurück. Der alte Georg Böhning, nun Kommandant der am 2. März gegründeten Bürgergarde (auch Bürgerwehr genannt) und Gründer des ersten Arbeitervereins, holte ihn am Abend des 4. März vom Bahnhof ab und geleitete den demonstrativ zivil gekleideten Patron (trug sonst nur Uniform) in das Schloss, wo dieser vom Balkon aus zu den Protestlern sprach und vorbehaltlos die „Neun Forderungen“ anerkannte. Die Stimmung schlug um und der Herzog erntete Hochrufe.

Hier sehen wir den Herzog auf dem Balkon und Böhning im Hintergrund. Das aufgebrachte Landvolk steht zum Sturm bereit, während das Bürgertum doch weiter hinten noch heftig diskutiert. Die Farben der Revolution werden schon einmal geschwungen. Die Waffen sollen bewusst alle ohne Bajonett gewesen sein. Von den alten Häusern existiert nur noch das alte Rathaus, von den anderen konnte ich noch nicht einmal Bilder auftreiben. Die Figuren stammen wieder von den verschiedensten Herstellern.

Die unter Federführung des liberalen Politikers August Hergenhahn formulierten neun Forderungen waren: Volksbewaffnung, Pressefreiheit, Einberufung eines deutschen Parlaments, Vereidigung des Militärs auf die Verfassung, Vereinigungsfreiheit, Öffentlichkeit der Schwurgerichtsverfahren, Umwandlung der Domänen in Staatseigentum, Wahlrecht für alle Staatsbürger, Religionsfreiheit.

Montag, 1. August 2022

 

1866 – Die Reichseiniger

Hier sieht man die drei Hauptprotagonisten der Reichseinigung mit militärischer Gewalt auf dem Feldherrenhügel das Geschehen beobachtend. Links der König Wilhelm, in der Mitte der Generalstabschef Moltke und rechts der Reichskanzler Bismarck. Es muss sich um eine Darstellung bei Königgrätz handeln, denn nur in diesem Feldzug bewegte sich der König auch auf dem Schlachtfeld. Vermutlich beobachtet man, ob die drei getrennt marschierenden Armeen nun auch dem Plan entsprechend zusammentreffen. 

Die Figur ist gekennzeichnet mit 20 WH 13, das heißt Wolfgang Hodapp, vermutlich 2013 geschaffen. Links steht klein Otto und rechts RH.

 

Mittwoch, 20. Juli 2022

 

1400 – Der Adel bei der Falkenjagd


Die Falkenjagd stammt vermutlich aus Mesopotamien, 3000 v. Chr. Sie war aber auch in Europa in den verschiedensten Regionen mehr und mehr bekannt geworden. Noch heute ist das von Friedrich II. (1194–1250) verfasste Buch über „Die Kunst des Beizens“, das stark aus dem arabischen Raum geprägt war, ein Grundlagenwerk. Da diese Form der Jagd durchaus kostspielig war, blieb sie dem Adel vorbehalten. Außerdem besaß nur er die Jagdrechte in den Wäldern. Sie wurde im Mittelalter als gesellschaftliches Ereignis zelebriert und diente so dem Prestige des jeweiligen Fürsten. Heute betreiben dieses Hobby nur noch wenige Passionierte. Aber immerhin wurde zum 01. Dezember 2016 die deutsche Falknerei durch die UNESCO in die Repräsentative Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen.

Der Adel im vorderen Rheingau wird sich sicherlich auch hin und wieder bei Falkenjagden in der damals noch waldreicheren Rheinniederung vergnügt haben. Die Figuren stammen dem Fußbrett nach von Rudolf Grünewald (RG) und wurden von Karl Heinrichs (KH) graviert, auch wenn ich sie im Katalog gesehen habe.

 

Montag, 20. Juni 2022

 

1900 – Vor der Kaserne, vor dem großen Tor …


Diese berühmteste aller Soldatenlieder, das weltumspannend die Sehnsucht der Soldaten nach Frieden und Heimat ausdrückte, hatte Norbert Schultze geschrieben und durch einen Zufall wurde es in der Vertonung von Lale Andersen bekannt.

Ich habe es 2014 schon einmal mit 30mm-Figuren von Grünewald dargestellt. Hier sind es 80mm-Figuren. Der Liebhaber ist ein Unteroffizier des Füsilier-Regiment „von Gersdorff“ (Kurhessisches) Nr. 80. 1821 hatte der Kurfürsten Wilhelm II. es mit der Bezeichnung Leib-Garde-Regiment aus den Regimentern Leib-Grenadier-Garde und Garde-Grenadiere gebildet. 1849 war das II. Bataillon in Dänemark eingesetzt. Nach der Annexion Kurhessens wurde es in die preußische Armee übernommen, personell ergänzt und neu benannt. Zur Erinnerung an den 1870 während des Krieges gegen Frankreich in der Schlacht bei Sedan gefallenen Generalleutnant Hermann von Gersdorff wurde der Regimentsname ergänzt. 1902 kam dann der auch der landsmannschaftliche Bezug hinzu.

Ein Denkmal vor der ehemaligen Kaserne, heute Europaviertel, erinnert an die Gefallenen des Krieges 1870/71 bei Weißenburg, Wörth, Sedan und vor Paris. 


 

1845 – Der Bücherwurm


Diese berühmte Spitzwerg-Bild stammt in seiner ersten Fassung von 1845. Eine weitere Fassung von 1850 wurde dann unter dem Titel der Bibliothekar verkauft. 18563 entstand sogar eine dritte Fassung. Es gibt auch noch fünf ähnliche Motive.

Ich habe hier einmal die rechte Seite des Bücherwurms gewählt, die in den Gemälden nicht gezeigt wird.

 

 

908 – Ungarneinfall in Hessen


Die nicht sesshaften Ungarn, die Magyaren, waren ein kriegerisches Reitervolk, dass in einer Serie von Streifzügen durch Europa zog. In Deutschland nennt man dies die Ungarneinfälle, in Ungarn spricht man der Landnahmezeit. Es waren Züge nach Ostfrankreich, Nordspanien, Oberitalien, 905/6 zogen sie gegen das Mährerreich, bis hin nach Sachsen. 908 überfielen sie erneut die Sachsen, zogen durch „Fankfold“ nach Norden bis nach Holstein.933 zogen sie über Merseburg in den sächsischen Raum und kehrten 937 westlich Fulda zurück. Diese Phase von Überfällen endete mit der Schlacht auf dem Lechfeld 955.

In dieser kleinen Gruppe erkundigt man sich offensichtlich nach dem weiteren Weg nach Norden. Von wem ich diese Gruppe habe,. weiß ich nicht mehr. 


 

1870 - Gasthof "Zum grünen Wald"



Als lange Zeit einziges Gebäude außerhalb der Stadtmauer wurde 1827 wurde das Lokal Gasthof "Zum grünen Wald" von der Familie Petermann erbaut. Es stand an der Ecke Schwalbacherstraße – Wilhelmstraße, dort, wo sich heute die Wiesbadener Volksbank befindet. Ein großer Garten war um das Haus herum gestaltet, der auch als Turnplatz genutzt wurde. Es gab auch große Räume, in denen Konzerte und Versammlungen stattfanden. 1902 wurde nach einem Besitzerwechsel das Haus abgebrochen. Dabei fand man auch alte Mauerreste, die man auf die Vorstadt aus der Zeit des 30jährigen Krieges zurückführt.

Ich habe die Sicht aus dem Garten gegen den Bahndamm, der 1856 eingeweihten Bahnlinie) gewählt. Auf der Wilhelmstraße sieht man regen Verkehr, aber auch Fußgänger können noch ohne Gefahr flanieren. Im Garten genießt man die Geselligkeit und auch die Kinder können noch etwas toben. Noch fährt die Bahn selten und wird als technische Sensation bewundert. Auf einem späteren Foto sieht man eine trennende Mauer statt eines Zaunes.

Die Gruppe des Cafe‘s stammt von Rudolf Grünewald, aber viele andere Figuren verschiedensten Hersteller habe dazu gruppiert, so ist es dann wieder, wie ein Sammlerfreund so etwas nennt, ein „Wimmelbild“. Aber in Eltville herrscht eben Leben

 

1630 – Graf von Tilly (*02.1759, † 30.04.1632)


Der aus einem niederländischen Adelsgeschlecht stammende Johann T'Serclaes Graf von Tilly war einer der wichtigsten Heerführer der katholischen Liga und der kaiserlichen Truppen im Dreißigjährigen Kriegs.

Er hatte offensichtlich das Kriegshandwerk unter dem spanischen Feldherren Alessandro Farnese gut gelernt. Ab 1598 stand er in kaiserlichen Diensten und brachte es schnell bis zum Generalleutnant (1610). Im Dreißigjährigen Krieg war er an wesentlichen Schlachten beteiligt, wie z.B. am Weißen Berg (1620), Wimpfen und die Eroberungen von Heidelberg und Mannheim (1621), Stadtlohn (1621), Luther am Barenberge (1625). 1630 erfolgte nach der Absetzung Wallensteins, die Übernahme des Kommandos über die kaiserlichen Truppen.1630 eroberte er Magdeburg, infolgedessen es zu dem schlimmsten Massaker kam. 1631 verlor er gegen Gustav Adolf von Schweden bei Breitenfeld. In der Schlacht am Lech wurde Tilly verwundet und starb infolge des Wundstarrkrampfes in Ingolstadt.

 

GORILLAS our friends for EVER

Im Osten Afrikas leben noch 1.000 Berggorillas. Der Hersteller Dieter Beller unterstützt mit einer Aktion die Kampagne "GORILLAS our friends FOREVER", um den Lebensraum dieser faszinierenden Tiere zu erhalten.  Alle Erlöse dieser Aktion von vielen unterstützenden Organisationen und Personen fließen ohne Abstriche direkt zu. Dazu hat Sascha Lunyakov eine schöne Gruppe um den 2002 verstorbenen legendären Silberrücken Ruhondeza gezeichnet und Regina Sonntag gravierte die Figur. Dieter Beller hat auf seine Bitte Figuren zu bemalen, die dann verkauft werden können, ein großes Echo erfahren. In der der Galerie auf der KLIO-Website kann man sich diese ansehen.

Dies sind zwei Ausfertigungen von mir, einmal in der Form eines Denkmals.



 

1500 – Auf der Durchreise


Zu allen Zeiten wurden in den Fluren christliche Figuren aufgestellt, die den Segen für die Tiere und Pflanzen, eine reiche Ernte für den Bauern und auch eine sichere Wanderschaft für Durchreisende erbaten. Auch in der Eltviller Gemarkung finden sich mehrere davon, z.B. die 1767 vom Grafen zu Eltz gestiftete Barock-Madonna „Regina Pacis" im Sonnenberg, die Lourdes Madonna in der Martinsthaler Wildsau oder die Rebstöckchen Kapelle. Hier und da stehen auch noch kleinere Kreuze oder auch nur Gedenksteine.

Dieser Figurensatz stammt von Hans-Jörg Stoll und wurde wie immer etwas ergänzt.

 

Sonntag, 29. Mai 2022

 

1632 – Die Schweden im Rheingau Weinkeller



Nachdem die Schweden im Dezember 1631 den Rheingau erobert hatten, haben sie nicht nur Bücher der Bibliothek des Klosters entwendet, sondern auch manchen Liter Wein. Hier sehen wir sie fröhlich zechend in der Fraternei des Klosters vor dem Großen Fass.

Aber das Kriegsglück wechselte noch ein paar Mal: die Schweden wurden von den Kaiserlichen wieder vertrieben, kamen im April für kurze Zeit wieder, in den weiteren 16 Jahres des Krieges kamen noch Bayern und Franzosen. Sie halle haben die Weinbestände eifrig geleert und die Winzer nahmen kein Geld ein.

Die schönen Figuren sind bei B&S Zinnfiguren zu erstehen. Ein paar Fässer und Figuren habe ich noch ergänzt. Das Gewölbe entstand wieder im 3D-Druck.


 Der Angler



Neulich saß er noch am Rhein und angelte wieder, leider mit mäßigem Erfolg. Dabei hat der Fischreichtum im Rhein wieder deutlich zugenommen, also hätte er gute Chancen für ein "Petri heil". 

War der Rhein früher nahezu eine Chemiebrühe, in der man dem Glauben nach seinen Farbfilm entwickeln könnte, so hat er heute eine sehr gute Wasserqualität. Man kann bedenkenlos in ihm schwimmen und wird auch nicht sofort vom Wasser krank. 

Dies ist vor allem auf die vielen Maßnahmen der Industrie infolge des aufsehenerregenden Unfalls bei der schweizer Firma Sandoz am 01. November 1986 zurückzuführen. Es wurden so genannte Störfallanalysen durchgeführt, also Untersuchungen über die Auswirkung von Störfällen. Daraus ergaben sich vielfältige Nachrüstungen der Anlagen, um Störfällen vorzubeugen oder deren Auswirkungen zu minimieren. Die Anlagen wurden abgedichtet, damit kein Material in Schadensfällen in die Umwelt gelange, es wurden Löschwasserrückhaltebecken gebaut und auch Abwasserreinigungsanlagen. Die hohen Kosten der Nachrüstungen waren zunächst ein Wettbewerbsnachteil für die deutsche Chemische Industrie bis auch andere Länder im Rahmen der Europäischen Einigung zu gleichen Standards kamen - überall, nicht nur am Rhein. Heute sind es nur noch marginale Unterschiede. Also ist Europa ein Erfolg in mehrfacher Hinsicht.    


Montag, 4. April 2022

 

1300 - Der Ritterschlag für den jungen Langwerth von Simmern


Zum Ritter geschlagen zu werden, war einerseits eine Erhebung in einen gesellschaftlichen Stand, dem man durch Geburt zwar angehörte, aber dieses äußere Zeichen vollendet quasi erst die Ausbildung zu einem solchen. Aber andererseits war es auch die damit einhergehende Verpflichtung seinem Lehensherrn zu dienen. Das bedeutet, für ihn zu kämpfen. Wie ohnehin das Ritterleben nicht viel gemein hatte mit den Verklärungen aus dem 19. Jahrhundert. Sondern hart und entbehrungsreich war es ein ständiger Kampf auf Leben und Tod. 

Hier sehen wir, wie ein junger Adliger, nur solche konnten Ritter werden, aus dem Geschlecht der Langwerth von Simmern - einem der ältesten Adelsgeschlechter des Rheingaus - von seinem Vater zum Ritter geschlagen wird. Neben ihnen steht ein Bewaffneter mit Schild und Fahne, die ihr Wappen zeigen. Eine ganze Reihe von Zuschauern wohnen diesem besonderen Ereignis bei. Es sind einerseits die Adeligen der Umgebung, aber auch einige Damen schauen zu. Von den Rittern der Umgebung sehen wir im blauen Umhang von Groenesteyn mit gelb-blau-grünem Schild, von Schönburg im lila Gewand mit schwarzem Schild mit weißen Kreuzen, den Jud von Eltville (gelbes Schild mit blauen Rauten), von Lindau im blauen Gewand mit dem Rücken zu uns, den Greiffenclau im schwarzen Gewand, das halb verdeckte Schild hat schwarz-weiße Diagonalfelder und weiß-blaue Quadrate mit einem goldenen Stern.

Im Hintergrund links hat der Jüngling wenig Sinn für diese Schauspiel.

Die schönen Figuren stammen in den Kernszenen von Sammlerfreund Hans Jörg Stoll, aber wie immer habe ich Einiges aus dem Zinnsarg drum herum angereichert, dessen Herkunft ich nicht kenne.

Samstag, 26. März 2022

 

1530 – Papiergeld revolutioniert die Welt

Dem Kurfürst Albrecht von Brandenburg wird in der Burg das neue Papiergeld vorgestellt. Staatsrat und Hofleute sind zu sehen. Die nun vorhandene Druckkunst bot eine großartige Möglichkeit, die aufwändige Münzherstellung mit echtem Silber zu ersetzen und schneller das benötigte Geld für die aufwändige Hofhaltung von Kunst und Repräsentation zu beschaffen. 


Man klagt über die schlechten Zustände, da reicht der Kanzler im lila Gewand dem noch kritisch schauenden Erzbischof die ersten Scheine. Der neben Albrechts Wappenschild stehende Herold schaut schweigend zu. Der Bannerherr hinter ihm hält noch mehr Scheine bereit. Und schon bringt der Schatzmeister glücklich in beiden Händen mit dem Geld wedelnd weitere Scheine. Das Geld scheint unermesslich verfügbar. Der Astrologe lamentiert neben dem Kanzler, was Mephisto im eingeflüstert hat, die Scheine seien durch noch nicht gehobene Bodenschätze gedeckt. Der Augustiner-Mönch hebt warnend die Hände und auch der Schreiber scheint es kaum zu glauben, ebenso grübelt noch manche „Hofschranze“. 

Von rechts wird aber schon von den Münzknechten eine ganze Stiege Geldes herbeigetragen und ein Knecht trägt weiteres gerade die Treppe hoch. Auch rechts am Tisch diskutiert man noch das neue Geld kritisch prüfend. Ob der Zisterzienser-Tagebuchschreiber weiß, was er notieren soll?



Während dessen wird in der unteren Etage das Geld weiter gedruckt, die Ausführung kritisch geprüft und vom Sekretär penibel die unerschöpflichen Mengen aufgeschrieben, die man ihm reicht. Der Heermeister (grüne Weste) prüft auch kritisch und scheint noch skeptisch. Im Hintergrund steht Mephisto mit dem Hofnarren und amüsiert sich über die Begeisterung am neuen Geld, die für viele in der Katastrophe der Staatspleite enden wird.  

Das Papiergeld wurde in China (1024 Ausgabemonopol des Staates) erfunden, weil beim Handel die Münzen zu unhandlich waren. Der Händler gab einen Wechsel heraus, der mit Münzen und Materialen gedeckt war. Zwar berichteten venezianische Händler davon, aber in Europa wurde das erste Papiergeld erst 1483 in Spanien wegen einer Münzknappheit herausgegeben, später 1609 in Amsterdam und 1661 in Stockholm. Das große Misstrauen machte sie aber wenig erfolgreich. Als Wechsel waren es keine Zahlenscheine, sondern quasi Schuldverschreibungen, die man hätte eintauschen können.    

Die Figuren stammen im Wesentlichen aus der wunderschönen Serie „Die Papiergeldszene“ aus Faust II von bellazinfigur. Ich habe sie etwas angereichert und in die Eltviller Burg verlegt, während Goethe sich natürlich auf den Kaiser bezieht.