1550
- Das unerwünschte Ständchen oder die sorgenvolle Mutter
Offensichtlich
konnte der verliebte Musiker seine Musikerfreunde überreden, gemeinsam ein
anheimelndes Ständchen seiner Angebeteten darzubringen. Während die Verehrte
hinter dem Fenster sehnsüchtig schaut, hat die „fürsorgliche“ Mutter wohl etwas
gegen die Darbietung und sucht die Combo zu vertreiben. Wir sehen sie vor dem Südfassade
des Hauses in der Burgstraße 7, das in der heutigen Form erst 1660 gebaut
wurde; ich geh davon aus, dass vorher nicht viel anders aussah.
Die
wunderschöne Gruppe wurde von Sacha Lunykow einem alten Holzstich nachempfunden, nur die Verehrte habe ich ergänzt. Die ausdrucksstarke Gravur von
Werner Otto vertreibt heute Wolfgang Unger aus Leipzig.
1910
– Ulanen-Patrouille am Rhein
Vor dem
ersten Weltkrieg herrschte über 40 Jahre Frieden, die Menschen genossen den
wirtschaftlichen Aufschwung. Frankfurter Kaufleute hatten sich teilweise
wunderschöne Villen am Rheinufer erreichtet. Helga Simon, kundige Stadtführerin
in Eltville am Rhein, hat darüber ein profundes Buch geschrieben. Die Bewohner
flanierten gerne auf dem früheren Leinpfad, der auch heute noch ein herrlicher
Spazierweg von Walluf nach Eltville den Rhein entlang ist.
Deutschland
hatte sich zur großen Militärmacht entwickelt, das Militär hatte nach den
Erfolgen der Einigungskriege eine hohe gesellschaftliche Stellung und wurde
allseits unterstützt und freudig begrüßt. Hier sehen wir zwei Ulanen des Thüringische Ulanen-Regiment Nr. 6. aus Hanau
am Rheinufer auf einer Fern-Patrouille. 1891 suchte man für das Regiment aus
Mühlhausen und Langensalza einen Standort und errichtet in Hanau die
Ulanen-Kaserne. Darum herum entstand dann das Lamboyviertel.
Weitsichtige
Kavallerie-Kommandeure, wie General Haessler, erkannten, dass die Kavallerie
sicher nicht mehr die Schlachten wie Mars la Tour oder Vionville schlagen
würde, sondern die Beweglichkeit zu Operationen in die Tiefe des Raumes nutzen
müsse. Dazu wurden dann regelmäßig auch Fernritte von Patrouillen unternommen.
70km waren dabei durchaus normal, hier wenigstens an Main und Rhein entlang.
Und wenn man dann auch noch ein wenig erfrischen Wein bekommt, so ist leichter
zu ertragen.
Die
wunderbaren Ulanen und die beiden Einladenden stammen Wolfgang Bock und wurden
einem Bild von Röchling nachempfunden.
Otto
II. (* 955; † 7. Dezember 983 in Rom)
Otto II
ist für den Rheingau von überragender Bedeutung, denn er schenkte in der
sogenannten Veroneser Schenkung 983 auf dem Reichstag von Verona seinem
Erzieher, dem Erzbischof Willigis, den Rheingau. Über 800 Jahre prägten Mainzer
Erzbischöfe die Geschickte (siehe auch Diorama Juni 2014) der Region.
Otto
stammte aus dem Geschlecht der Liudolfinger, sein Vater hatte 956 nach der
Ungarn-Schlacht auf dem Lechfeld bei Augsburg das deutsche Kaiserreich gründet.
Früh hatte er seinen Sohn in die Regentschaft eingebunden, 961 als Mitkönig und
967 als Mitkaiser; er wollte die Nachfolge absichern, obwohl es eine Wahl der
Kurfürsten war. Es war offensichtlich sinnvoll, denn als der Vater nach
37jähriger Regentschaft starb, war der Sohn erst 18 Jahre alt.
In
seiner Regentschaft ordnete er das Reich im Süden neu, konnte aber Italien
nicht sichern, sondern verlor wichtige Schlachten und schließlich erhoben sich
auch noch die Slawen wegen des unglücklich agierenden Markgrafen Dietrich,
womit die Christianisierung des Osten einen herben Rückschlag erlitt.
Schon
mit 28 Jahren verstarb er plötzlich an einer Malariainfektion in Rom. So fügte es sich positiv, dass er schon in
Verona auf dem Reichstag den noch dreijährigen Otto III hatte zum König wählen
lassen. Damit war dieser der einzige römisch-deutsche König, der südlich der
Alpen gewählt wurde. Otto II wurde als einziger Deutscher Herrscher in Rom beigesetzt.