Mittwoch, 14. September 2022

 

1261 – Mord an einem Abt

Im Kloster lebten allgemein zwei große Gruppen: die Konversen oder Laienbrüder und die Mönche. Die Konversen mussten die eigentliche Arbeit im Kloster verrichten, also die Weinberge bestellen, die Landwirtschaft pflegen und auch alle Hausdienste inkl. der Küche erledigen. Die theologisch ausgebildeten Mönche nahmen sich der geistigen Arbeit wie auch dem Bücherschreiben an. 

Im Kloster Eberbach lebten schon nach kurzer Zeit über 200 Konversen und 100 Mönche. Die Laienbrüder waren nicht etwa nur ungebildete Arbeiter oder Bauern, sondern sie besaßen teilweise sehr spezielle Fertigkeiten, ohne die das Kloster nie so erfolgreich gewesen wäre. Zwischen den Gruppierungen gab es aus mangelnder Wertschätzung derer Leistung immer wieder Spannungen, die sich auch in Handgreiflichkeiten entluden, so wie es im Film im „Der Name der Rose“ auch gezeigt wird. Im Kloster Eberbach kam es 1261 sogar zu einem Mord am Abt Werner.

Nähere Umstände der Tat sind nicht bekannt. Ich habe dieses Ereignis in die Klostergasse gelegt, wo abends eine Gruppe von Mönchen und Laienbrüdern um den Abt Werner herum wandelt, als es zu der Tat eines Konversen kommt.  

 

Samstag, 10. September 2022

 

1848 – Revolution in Wiesbaden

Missernten, Teuerungen und folgende Ernährungsschwierigkeiten führten in allen Teilen Europas im vierten Jahrzehnt zu ökonomischen Schwierigkeiten und infolgedessen zu gesellschaftlichen Krisen. Das wirtschaftlich aufstrebende Bürgertum wollte mehr Mitsprache und auch die Arbeiterklasse widersprach der Ständeordnung. Die von Frankreich überschwappenden Unruhen erfassten von Südwesten her schrittweise ganz Deutschland. 

Nassau befand sich hier erstaunlicherweise an der Spitze. Hier kam der Impuls vom Land, von den Bauern, und hier vor allem aus dem Rheingau und Rheinhessen, nach Wiesbaden. Vielleicht spielte eine Rolle, dass sich schon lange ein Kreis Intellektueller beim Freiherren von Itzstein traf (siehe entsprechendes Diorama Sep. 2017). Bis zum 04. März sollen sich über 30.000 Menschen in Wiesbaden versammelt haben, einige riefen die Republik aus und wollten das Zeughaus stürmen. Glücklicherweise war das Militär (in Wiesbaden lag die Artillerie und das 2. Infanterieregiment) wegen der Urlaubszeit nur schwach besetzt und griff nicht ein. Der Herzog weilte in Berlin und eilte sofort zurück. Der alte Georg Böhning, nun Kommandant der am 2. März gegründeten Bürgergarde (auch Bürgerwehr genannt) und Gründer des ersten Arbeitervereins, holte ihn am Abend des 4. März vom Bahnhof ab und geleitete den demonstrativ zivil gekleideten Patron (trug sonst nur Uniform) in das Schloss, wo dieser vom Balkon aus zu den Protestlern sprach und vorbehaltlos die „Neun Forderungen“ anerkannte. Die Stimmung schlug um und der Herzog erntete Hochrufe.

Hier sehen wir den Herzog auf dem Balkon und Böhning im Hintergrund. Das aufgebrachte Landvolk steht zum Sturm bereit, während das Bürgertum doch weiter hinten noch heftig diskutiert. Die Farben der Revolution werden schon einmal geschwungen. Die Waffen sollen bewusst alle ohne Bajonett gewesen sein. Von den alten Häusern existiert nur noch das alte Rathaus, von den anderen konnte ich noch nicht einmal Bilder auftreiben. Die Figuren stammen wieder von den verschiedensten Herstellern.

Die unter Federführung des liberalen Politikers August Hergenhahn formulierten neun Forderungen waren: Volksbewaffnung, Pressefreiheit, Einberufung eines deutschen Parlaments, Vereidigung des Militärs auf die Verfassung, Vereinigungsfreiheit, Öffentlichkeit der Schwurgerichtsverfahren, Umwandlung der Domänen in Staatseigentum, Wahlrecht für alle Staatsbürger, Religionsfreiheit.