1848 – Revolution in Wiesbaden
Nassau befand sich hier erstaunlicherweise an
der Spitze. Hier kam der Impuls vom Land, von den Bauern, und hier vor allem
aus dem Rheingau und Rheinhessen, nach Wiesbaden. Vielleicht spielte eine
Rolle, dass sich schon lange ein Kreis Intellektueller beim Freiherren von
Itzstein traf (siehe entsprechendes Diorama Sep. 2017). Bis zum 04. März sollen
sich über 30.000 Menschen in Wiesbaden versammelt haben, einige riefen die
Republik aus und wollten das Zeughaus stürmen. Glücklicherweise war das Militär
(in Wiesbaden lag die Artillerie und das 2. Infanterieregiment) wegen der
Urlaubszeit nur schwach besetzt und griff nicht ein. Der Herzog weilte in
Berlin und eilte sofort zurück. Der alte Georg Böhning, nun Kommandant der am
2. März gegründeten Bürgergarde (auch Bürgerwehr genannt) und Gründer des
ersten Arbeitervereins, holte ihn am Abend des 4. März vom Bahnhof ab und
geleitete den demonstrativ zivil gekleideten Patron (trug sonst nur Uniform) in
das Schloss, wo dieser vom Balkon aus zu den Protestlern sprach und
vorbehaltlos die „Neun Forderungen“ anerkannte. Die Stimmung schlug um und der
Herzog erntete Hochrufe.
Hier sehen
wir den Herzog auf dem Balkon und Böhning im Hintergrund. Das aufgebrachte
Landvolk steht zum Sturm bereit, während das Bürgertum doch weiter hinten noch
heftig diskutiert. Die Farben der Revolution werden schon einmal geschwungen.
Die Waffen sollen bewusst alle ohne Bajonett gewesen sein. Von den alten
Häusern existiert nur noch das alte Rathaus, von den anderen konnte ich noch
nicht einmal Bilder auftreiben. Die Figuren stammen wieder von den
verschiedensten Herstellern.
Die unter Federführung des liberalen Politikers August Hergenhahn formulierten neun Forderungen waren: Volksbewaffnung, Pressefreiheit, Einberufung eines deutschen Parlaments, Vereidigung des Militärs auf die Verfassung, Vereinigungsfreiheit, Öffentlichkeit der Schwurgerichtsverfahren, Umwandlung der Domänen in Staatseigentum, Wahlrecht für alle Staatsbürger, Religionsfreiheit.
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