Samstag, 25. April 2020


1550 - Das unerwünschte Ständchen oder die sorgenvolle Mutter



Offensichtlich konnte der verliebte Musiker seine Musikerfreunde überreden, gemeinsam ein anheimelndes Ständchen seiner Angebeteten darzubringen. Während die Verehrte hinter dem Fenster sehnsüchtig schaut, hat die „fürsorgliche“ Mutter wohl etwas gegen die Darbietung und sucht die Combo zu vertreiben. Wir sehen sie vor dem Südfassade des Hauses in der Burgstraße 7, das in der heutigen Form erst 1660 gebaut wurde; ich geh davon aus, dass vorher nicht viel anders aussah.

Die wunderschöne Gruppe wurde von Sacha Lunykow einem alten Holzstich nachempfunden, nur die Verehrte habe ich ergänzt. Die ausdrucksstarke Gravur von Werner Otto vertreibt heute Wolfgang Unger aus Leipzig. 


Donnerstag, 16. April 2020


1910 – Ulanen-Patrouille am Rhein







Vor dem ersten Weltkrieg herrschte über 40 Jahre Frieden, die Menschen genossen den wirtschaftlichen Aufschwung. Frankfurter Kaufleute hatten sich teilweise wunderschöne Villen am Rheinufer erreichtet. Helga Simon, kundige Stadtführerin in Eltville am Rhein, hat darüber ein profundes Buch geschrieben. Die Bewohner flanierten gerne auf dem früheren Leinpfad, der auch heute noch ein herrlicher Spazierweg von Walluf nach Eltville den Rhein entlang ist. 

Deutschland hatte sich zur großen Militärmacht entwickelt, das Militär hatte nach den Erfolgen der Einigungskriege eine hohe gesellschaftliche Stellung und wurde allseits unterstützt und freudig begrüßt. Hier sehen wir zwei Ulanen des  Thüringische Ulanen-Regiment Nr. 6. aus Hanau am Rheinufer auf einer Fern-Patrouille. 1891 suchte man für das Regiment aus Mühlhausen und Langensalza einen Standort und errichtet in Hanau die Ulanen-Kaserne. Darum herum entstand dann das Lamboyviertel.




Weitsichtige Kavallerie-Kommandeure, wie General Haessler, erkannten, dass die Kavallerie sicher nicht mehr die Schlachten wie Mars la Tour oder Vionville schlagen würde, sondern die Beweglichkeit zu Operationen in die Tiefe des Raumes nutzen müsse. Dazu wurden dann regelmäßig auch Fernritte von Patrouillen unternommen. 70km waren dabei durchaus normal, hier wenigstens an Main und Rhein entlang. Und wenn man dann auch noch ein wenig erfrischen Wein bekommt, so ist leichter zu ertragen. 

Die wunderbaren Ulanen und die beiden Einladenden stammen Wolfgang Bock und wurden einem Bild von Röchling nachempfunden.  

Montag, 13. April 2020


Otto II. (* 955; † 7. Dezember 983 in Rom) 




Otto II ist für den Rheingau von überragender Bedeutung, denn er schenkte in der sogenannten Veroneser Schenkung 983 auf dem Reichstag von Verona seinem Erzieher, dem Erzbischof Willigis, den Rheingau. Über 800 Jahre prägten Mainzer Erzbischöfe die Geschickte (siehe auch Diorama Juni 2014) der Region.
 


Otto stammte aus dem Geschlecht der Liudolfinger, sein Vater hatte 956 nach der Ungarn-Schlacht auf dem Lechfeld bei Augsburg das deutsche Kaiserreich gründet. Früh hatte er seinen Sohn in die Regentschaft eingebunden, 961 als Mitkönig und 967 als Mitkaiser; er wollte die Nachfolge absichern, obwohl es eine Wahl der Kurfürsten war. Es war offensichtlich sinnvoll, denn als der Vater nach 37jähriger Regentschaft starb, war der Sohn erst 18 Jahre alt.

In seiner Regentschaft ordnete er das Reich im Süden neu, konnte aber Italien nicht sichern, sondern verlor wichtige Schlachten und schließlich erhoben sich auch noch die Slawen wegen des unglücklich agierenden Markgrafen Dietrich, womit die Christianisierung des Osten einen herben Rückschlag erlitt.


Schon mit 28 Jahren verstarb er plötzlich an einer Malariainfektion in Rom. So fügte es sich positiv, dass er schon in Verona auf dem Reichstag den noch dreijährigen Otto III hatte zum König wählen lassen. Damit war dieser der einzige römisch-deutsche König, der südlich der Alpen gewählt wurde. Otto II wurde als einziger Deutscher Herrscher in Rom beigesetzt.