18. Januar 1871 - Kaiserproklamation
Es gibt nur wenige Ereignisse der deutschen Geschichte, deren Erinnerung mit einem einzigen Bild so eng verknüpft wird, dass eine so tiefe Aussage- und Strahlkraft hat. Aber Anton v. Werner hat mit einem Bild eine Interpretation des Augenblicks vornehmen und Personen ehren wollen.
So malte er die Personen in den Uniformen gemalt, die zu der Zeit der Erstellung des Gemäldes in der dritten Fassung getragen wurden, inklusive der Orden. Oder er malte den Kriegsminister Roon hinein, der krank war, und Bismarck in einem weißen Rock. Also mussten alle Figuren überprüft werden. Dies führte mit viel Sachkenntnis und Spürsinn Otto Muxfeldt durch.
Das Gebäude des Spiegelsaals gibt es nicht als Bausatz. Also erforderte es die Konstruktion in CAD und den 3D-Druck in 27 Einzelteilen, die nach ca. 250 Druckerstunden zusammenzusetzen waren. Die Konstruktion erfolgte im Wesentlichen anhand von Bildern und einer Option im Internet, in dem Saal virtuell spazierenzugehen. Dann folgte die übliche Bemalung anhand von Bildern. Die Tiefe des Raumes auf der rechten Seite und auch das Deckengewölbe wurden als Bild übernommen. In die Vorderkante des Deckengewölbes ist ein LED-Band doppelt eingelegt.
Es existiert eine konkrete Liste über rund 600 Teilnehmer des Ereignisses mit Dienstgrad, Name, Stellung, Einheit etc. Anhand derer sind die Fürsten und auch die Fahnen auf dem Podest exakt alle nachgestellt worden (100 Personen). Im Parkett haben wir nur eine Auswahl von 240 Personen getroffen. Deren Positionierung kennt nur die folgenden Grundregeln: Höhere Dienstgrade stehen vorne, die niedrigeren Dienstgrade der einzelnen Armeekorps stehen eher beieinander. Personen bestimmter Sonderaufgaben wie Telegraphen-Truppe können sich auch gruppieren.
Um die korrekte Uniform den Figuren anzulegen, haben wir die Bilder von Heinrich Schnaebeli herangezogen. Er hat ein oder zwei Tage später die wesentlichen Personen des Ereignisses aufgenommen. Da damals der Kleiderwechsel noch nicht so üblich war, wie zwei Kaiser später, haben wir angenommen, dass die Uniform wohl die gleiche wir am Jubeltag war und uns danach gerichtet. Dann war aber in vielen Fällen immer noch zu bestimmen, welche Ordensschärpe er denn nun trug. Dies erforderte dann enstprechende Bemalhinweise zu den "Belegfotos".
Die Anpassungen von Figuren erfolgt teilweise durch Umgravieren und Ergänzen mit Modelliermasse oder auch durch Austauschen von Elementen wie Armen zu Jubelarmen, Kopfbedeckungen oder Fahnen.
Hiermit ergab sich dann bei 80% der Figuren Anpassungsbedarf. Auch die Fahnen sollten nicht alle gleich aussehen. Im Endeffekt sind von folgenden Herausgebern aus den verschiedensten Serien Figuren verwendet worden: Wolfgang Bock, Christian Carl, Wolfgang Dangelmayer, Michael Dürre, Marbod Gerstenhauer, Rainer Herfurth, Otto Muxfeldt, Plassenburg und Wolfgang Unger. Dazu kamen noch einige wenige Figuren von Rieche und Meyerheine.
Mit einer Draufsicht kann man erkennen, wer wo steht und welchem Armeekorps er angehörte. Eine längere EXCEL-Liste dokumentiert dann die Details wie Name, Dienstgrad, Verband, AK, Verwendung etc. auf.
Wir haben auch einige Zivilisten hineingeschmuggelt, die sich aus dem im Schloss untergebrachten Lazarett aufgemacht haben (siehe links vorne oder rechts hinten). Die beiden Marketender (Sachsen und Gardekorps) werden auch in den Teilnehmerlisten nicht erwähnt, aber man muss sich doch erfrischen. Der geistliche Beistand (rechts vorne) ist in den Listen. Schnaebli haben wir hinten rechts mit der Kamera verewigt.
Wer detaillierter über den Erstellungsprozess des Dioramas und die Figurenbemalung lesen möchte, sollte dies in „Die Zinnfigur“ in den Ausgaben Mai/Juni, Juli/August 2023 und Juli/August 2024 tun.
Und bedenken Sie, diese Kaiserproklamation führte dazu, dass sich deustche Staaten im Taumel dieses Erfolges einem neuen Kaiser ohne Krieg unterordneten. Ein einmaliger Vorgang in der Weltgeschichte. Damit wurden aber auch Sonderrechte dieser Staaten verbunden, die bis heute als Förderalismus in der Bunderepublik Deutschland fortbestehen. Nur mussten die Franzosen leider diese Rechnung der deutschen Einigung bezahlen.
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