12. Juli 1866 - Schlacht von Zorn –
Im
Bruderkrieg um die Vorherrschaft im Deutschen Bund zwischen Österreich und
Preußen hatte sich das Herzogtum Nassau für die Seite Österreichs entschieden. Im VIII. Bundesarmeekorps stand man zusammen mit
Württembergern, Badensern und Hessen im Mainbogen. Die Preußen machten von Koblenz und Trier
immer wieder den Taunus mit einzelnen Streifzügen unsicher – oft requirierten
die blauen Soldaten Kassen, aber auch Weinkeller. So waren die Nassauer im
Wesentlichen bis dato nahezu nur marschiert, vom Main in den Taunus und zurück.
Am 2. Juli siegte Preußen in der Schlacht von Königgrätz.
Anfang Juli
rückten die Preußen bis nach Nastätten und
Holzhausen vor, die Residenzstadt schien bedroht, und sofort eilte eine
Nassauer Brigade, bestehend aus dem 1.
und 2. Infanterie-Regiment, dem Jäger-Bataillon und zwei Halbbatterien, entgegen.
Das 1. Regiment griff am 12. Juli mit dem Jägerbataillon nachfolgend über Zorn
den Feind in Nastätten an. Die
einfallenden Preußen waren Landwehr-Regimenter – meist ältere Jahrgänge -, die
noch mit Vorderladern ausgerüstet waren, nicht mit den modernen Zündnadelgewehren.
Man verspürte wenig Kriegslust und half
auf den Dörfern den Bewohnern bei der Ernte.
In Zorn
saß das Landwehrbataillon II aus Trier gerade in der Gastwirtschaft bei Caspar Schmidt
und spülte an diesem heißen Tag intensiv mit Bier und Wein den Staub der
beendeten Ernte aus den Kehlen. Als einer vom ihnen
heraustrat, stand dort plötzlich der Nassauer Gefreite Philipp Peter Ludwig aus
Miehlen von der 5. Kompanie, die vom Grauen Kopf aus nördlich umfassend
angriff. Vor Schreck bat der Landmann um Pardon, dieser gewährte ihm das aber
nicht, schoss, verfehlte und traf das Dach. Aufgeschreckt traten
schnell die Kameraden heraus und erwiderten das Feuer und so entwickelte
sich die Schlacht von Zorn, an deren Ende die Preußen, nachdem auch die
Nassauer Artillerie vom Grauen Kopf aus einwirkte, sich mit acht Verwundeten und zwei
Gefangenen, der eine Kamerad hatte den anderen nicht verwundet zurücklassen
wollen, zurückzogen. Es war der wohl einzige preußische Rückzug in diesem
Krieg. Die Nassauer setzten bis Holzhausen erfolgreich nach.
In der
Szene haben die Landwehrsoldaten teilweise noch gar nicht den Ernst der Lage
erkannt, unter den Bildern des Herzogs sitzen fröhlich die Offiziere mit einem Ulan vom Rheinischen
Ulanen-Regiment Nr. 7 aus Trier bei einigen Flaschen Wein am Tisch, einige Soldaten scheinen nur noch bedingt einsatzbereit. Vor der Tür
haben andere schon ihre Gewehre ergriffen, das Gefecht aufgenommen und die
Nassauer aus dem Schutze des Gemüsegartens heraus zunächst in der Obstbaumplantage zurückgedrängt. Man hat schon
zwei Verwundete zu beklagen. Die Landwehr trug zu dieser Zeit eine Art
Schirmmütze aus Tuch, nicht die bekannte Pickelhaube. Auf der Mütze prangte seit
den Befreiungskriegen als Zeichen der Landwehr ein weißes Kreuz..
Rechts
erwehren sich die Nassauer, man birgt den Gefreiten Ludwig, er wird am Ende des
Scharmützels der einzige Nassauer Verlust sein; man beerdigt ihn im Alter von 26 Jahren auf
dem Friedhof von Kemel. Ein schlichtes Kreuz unter einem Apfelbaum am Breiten Weg in Zorn kennzeichnet den Ort seines Todes. Typisch für die Nassauer Uniform
ist die dunkelgrüne Jacke mit der roten Paspelierung. Das eigentlich gelbe
Lederzeug und die Gamaschen wurden im Krieg schwarz-grau gefärbt.
Am 15. Juli verließ Herzog Adolf von Nassau seine Residenz,
am 18. Juli wurde Wiesbaden besetzt und am 20. September 1866 wurde Nassau von
Preußen annektiert.
Hallo,
AntwortenLöschenich finde Ihre Arbeit beeindruckend! Gerne würde ich von meiner Seite "Esch Historisch" einen Link zu diesem Blog setzen und, sofern Sie das erlauben, die Aufnahme des Gefechtes bei Zorn unter Nennung der Quelle und Verweis auf Sie in den Beitrag zum Deutschen Krieg https://esch-taunus.de/?p=1964 einfügen. Ich freue mich auf eine Antwort,
Gruß aus dem Taunus,
Matthias Ott
Leider habe ich Ihre Kommentierung erst jetzt gesehen, weil die Szene schon solange existiert. Ich freue mich über die Verbreitung dieser Darstellung und erlaube es Ihnen gerne.
AntwortenLöschen