Hungersnöte, Kriege und Seuchen suchten die Menschen früher regelmäßig
heim. Im fruchtbaren Rheingau waren Hungersnöte kaum auszustehen, das Gebück
hatte bis 1631den Krieg abgehalten, aber gegen Seuchen konnte man sich noch
nicht wappnen. Immer wieder erreichten verheerende Pestepidemien auch dieses
Kleinod. Besondere schlimme wütete der Schwarze Tod im Jahre 1666, als man sich
von den Verlusten des 30jährigen Krieges gerade erholte. Nur noch 134
Herdstellen mit 572 Einwohnern zählte man 1671 nach diesem „Sensenschnitt“. Die
Gemeinde legte ein Gelübte ab, den Heiligen Sebastian als Schutzpatron
anzunehmen, und sofort soll die Pest eingeschlafen sein.
Damals lag der Friedhof noch um die Kirche herum auf dem heutigen
Kirchplatz. Bei einer späteren Neubelegung überführte man die Knochen in das
Beinhaus, die Michaelis-Kapelle. Sie wurde wegen Baufälligkeit im 18.
Jahrhundert niedergelegt und durch die heutige Schmidtburg-Kapelle ersetz. Erst
nach 1800 weihte man einen neuen Friedhof außerhalb der Stadtmauer auf dem
Gelände des heutigen Kilian-Centers, der aber schon 1872 erneut, an den
heutigen Standort, verlegt wurde. Grabsteine vom ehemaligen Friedhof um die
Kirche findet man heute in der Mauer der Burg Crass und auch in den Weinbergen
vermauert.Mit Blick auf das Pfarrhaus und den Bechermünz'schen Hof schauen wir auf dem nördlichen Teil des Friedhofes mit seinem in Büchern erwähnten schönen Baumbestand. Zisterzienser Mönche vollziehen die Beisetzung und sprechen letzte Gebete. Einige Nonnen des Kloster Thiefenthal, deren Krankenpflege erfolglos geblieben war, trauern mit. Der Pestarzt trägt eine Maske, in der Hoffnung, die ätherischen Öl in der langen Nase würden den „Pesthauch“ abhalten; er berührte die Kranken nur mit dem langen Stab in seiner Hand. Einige Trauende halten doch etwas Abstand.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen